Liebe Leserin, lieber Leser
Nur ganz knapp sind wir einer politischen Katastrophe entgangen – könnte man meinen. Denn während sich einerseits verhalten darüber gefreut werden darf, dass wir einer Machtübernahme durch rechte Verschwörer vorerst entgangen sind, blicken wir einer komplexeren, verheerenderen Bedrohung ins Auge: dem Weltuntergang. Auf der ganzen Welt stehen tropische Wälder in Brand, zugunsten von Steak und Brotaufstrich.
Zur selben Zeit, in welcher düstere Vorahnungen einer noch düsteren Zukunft ganze Inselgruppen zu überfluten drohen, mischen sich Geister überwunden geglaubter Ideologien unters Fernsehvolk. Und dann auch noch das: dreißig Jahre Anschluss. Dreißig Jahre Bild im Osten. Dreißig Jahre unterdrückter Frust, dreißig Jahre Verdrängung. Werden wir uns diesem Themenkomplex und etwaigen Zusammenhängen genannter Problematiken in dieser Ausgabe mit umfänglicher Sorgfalt widmen? Wohl kaum. Aber wir wollen euch etwas Lektüre an die Hand geben, welche das Warten auf Bier, Wahl und Weltuntergang etwas erträglicher macht. Ganz nebenbei versuchen wir subjektiv und selektiv an der Oberfläche dessen zu kratzen, was wir als lokale Symptome einer Zeit begreifen, in welcher Fortschritt und Wachstum ausschließlich auf dem Marktplatz stattzufinden scheinen. Patrice Lipeb hat sich dafür mit Hugo getroffen, ein Auszug aus deren Gespräch findet ihr auf Seite vier. Für unsere Reihe “Kein Ort nirgends” berichtet Markus Pohle von seiner Beziehung zum Lindex. Michael Fürch teilt in “Periodensystem der Trennelemente” fragmenthafte Erinnerungen an Nähe und Distanz, Gespenstern, denen wir Tag ein Tag aus begegnen. Auf den Seiten zehn und elf freuen wir uns, Fotografien von Best|Picture|Point zu präsentieren. Es handelt sich dabei natürlich nicht um Stock-Footage-Material. Aber dies nur als ein knapper Auszug einer bis zum Rand vollgepackten Oktober-Ausgabe. Wir hoffen, euch allen eine kurzweilige Lektüre zu bescheren.
Bleibt uns gewogen
– eure Redaktion
Hörempfehlung:
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